Die existentiellen Fragen

Reicht es aus, nach innen zu schauen und von dort aus zu beobachten? Wer nach innen schaut und von dort aus nach innen und außen beobachtet, der versetzt sich in den Innenraum. Das ist eine große Seltenheit, denn die meisten Menschen können nur nach außen beobachten, merken aber nicht, dass sie in Wirklichkeit eine innere Instanz sind, sondern verwechseln sich mit dem Körper und reagieren auf Außenreize.

Wer aber nur nach innen schaut und von dort aus beobachtet, der erkennt sich nicht wirklich selbst. Er ist dann innen und erkennt auch, dass er innen ist – aber erkennt er damit auch, was er ist? Erkennt er innen irgendwelche Einzelheiten seiner selbst? Zum Beispiel das Gefühl der Individualität im Bereich des Augenzentrums an der Vorderseite des Kopfes? Sind da vielleicht noch andere Zentren spürbar? Oder ist da einfach nur gar nichts – außer den Außenwahrnehmungen, Gedanken, Emotionen und dem Gefühl innen zu sein?

Diese Fragen haben nichts mit irgendwelchen schwachsinnigen Esoterik-Praktiken zu tun, die dazu führen sollen, dass man (das Ich) „sich besser fühlt„. Wer aufmerksam beobachtet, wird irgendwann realisieren, dass, solange die physische Existenz andauert, solange ein physischer Körper und eine Außen-Welt periodisch erscheinen und verschwinden, immer auch Freude und Leid auftauchen und wieder verschwinden. Daran kann niemand etwas ändern und auch nicht am Zustand der erscheinenden Welt.

Wer versucht, an diesen Gegeben-heiten irgend etwas zu ändern oder davor zu flüchten, der hat nichts verstanden – absolut nichts. Es ist der Sinn dieser Manifestation, dass sie gelebt und erlebt wird, wie sie ist und nicht, „wie man sie gerne hätte„, denn sie ist so etwas wie ein „holographischer Lehrfilm“ für das innere Wesen. Es macht schlicht und einfach keinen Sinn, einen Lehrfilm ändern zu wollen, denn wie will ein Schüler wissen, was und wie er lernen muss – das kann nur der „Lehrer“ wissen.

Es geht um etwas völlig anderes – nämlich darum, herauszufinden, wer, was, wie und wo ICH BIN!

Die Antwort der Non-Dualisten ist der eigentliche „Esoterik-Schwachsinn„, die ohne jeden Beweis behaupten, „nichts“ zu sein. Das wäre so, wie wenn ich in einem fahrenden Auto sitze und behaupte: „da ist doch gar kein Auto„, was hieße, aus eigener Kraft über den Asphalt zu schweben. Selbstverständlich ist da ein Auto – das Objekt des Fahrens! Und genauso selbstverständlich ist das Subjekt des Bewusstseins vorhanden und keinesfalls „nichts„. Aber dieses Etwas ist natürlich nicht identisch mit dem Körper oder der Person (künstliches Ego-Ich). Dieses Etwas ist das real existierende Wesen, das sich leider in den weitaus meisten Fällen mit seiner eigenen „Außenprojektion„, dem „Lehrfilm“ identifiziert.

Diese existentiellen Fragen sind es, die ich klären will – und zwar praktisch, nicht nur theoretisch:

Was ist dieses Wesen wirklich und wie fühlt es sich an? Kann ich es nur spüren oder bin ich eins damit? Wenn ich mich jetzt nicht eins mit diesem Wesen fühle, das ich bin, wie kann ich das ändern? Wo existiert dieses Wesen? Woher kommt es? Wie kann ich mit der Quelle, aus der es kommt, in Kontakt treten? Wie kann ich mich ihr hingeben? Kann ich bewusst in der Quelle existieren? Ist es möglich, den non-dualen Kern zu erfahren? Hat die Reise in die Quelle hinein ein Ende oder geht sie immer weiter?

Diese Fragen müssen von jedem geklärt werden – der ein reales und tiefes Interesse an Selbsterkenntnis hat. Einfach nur zu behaupten, „Bewusstsein“ zu sein, das aber nicht näher zu untersuchen und es damit bewenden zu lassen – das ist keine Selbsterkenntnis (mehr), sondern Stillstand, der zum inneren Tod führt.

Ich weiß genau, wie unbefriedigend sich das anfühlt – und aus diesem inneren Unbefriedigtsein erwuchs in mir ein nicht zu unterdrückender Drang, „es unbedingt wissen zu wollen„. Das ist der eigentliche freie Wille – der unbedingte Wille, sich selbst anzuschauen und zu erforschen und sich nicht mehr davon abbringen zu lassen. Das kann niemand erzwingen, nicht einmal die Quelle – das muss jeder aus sich selbst heraus wollen. Wer diesen starken Drang allerdings nicht fühlt, wen es nicht von der Präsenz weiter treibt, Richtung Absenz, Richtung Quelle – der wird wohl in der Präsenz stecken bleiben und das soll dann wohl auch so sein.