Vom Wert der menschlichen Existenz

Mir ist gerade eben, beim Spaziergang mit dem Hund etwas sehr wichtiges in aller Deutlichkeit klar geworden: der eigentliche Wert der menschlichen Existenz. Komisch eigentlich, dass so etwas bei mir immer beim Spazierengehen hochkommt – oder im Bett, im Halbschlaf.

Um den wahren Wert ermessen zu können, müssen wir die menschliche Existenz aus zwei Ebenen heraus betrachten. Fangen wir mit der menschlichen Ebene an. Aus Sicht des Menschen, hat die menschliche Existenz praktisch keinen Sinn. Er wird nackt, hilflos und unter Schmerzen in diese Präsenz-Dimension geboren, erleidet ununterbrochene Schmerzen während der Erziehung und Ausbildung – weil er dabei vollkommen verbogen und unkenntlich gemacht wird. Schließlich muss er als Erwachsener für seinen Unterhalt arbeiten und zwangsweise Steuern und Abgaben zahlen, nur um in seinem Ruhestand mit einem kleinen Einkommen auskommen zu müssen. Am Ende wird er krank und schwach und muss sterben – und verlässt diese Welt genauso nackt und hilflos, wie er gekommen ist.

Die wenigen Schönheiten und Freuden sind nur kleine Lichtblicke, Lichtstrahlen in dieser aus Leiden bestehenden Finsternis. Welchen Wert hat ein solches Leben? Null-Komma-Null! Das gilt für alle Menschen auf diesem Planeten – von den Ärmsten, bis hin zu den Hyperreichen. Gleiches gilt für die Umgebung, die Erscheinungs-Welt, die zwar wunderschön sein kann, warm und kuschelig – aber auch abgrundhässlich, eiskalt, abstoßend und tödlich. Kurz – mit klaren, menschlichen Augen betrachtet, ist diese Existenz absolut sinnlos und wertlos – außer jemand liebt es zu leiden.


So, nun betrachten wir das Ganze aus der inneren, aus der geistigen, aus der real existentiellen Sicht. Das Leben ist nicht physisch, das eigentliche Leben ist geistig-energetisch-individuell-subjektiv. In exakt dieser Reihenfolge. Wenn das Leben nicht physisch ist, warum gibt es dann ein scheinbar physisches Universum, mit scheinbar physischen Menschen? Als Grundlage zur Entdeckung und Entwicklung der eigentlichen, geistigen Lebensessenz. Wieso braucht das Leben diese Ebene, könnte das nicht auch anders erfolgen? Diese Frage stellt sich mir aber ich kann sie nicht beantworten – es ist einfach so. Das Innere benötigt offenbar die physisch-menschliche Form, in einem physisch-dinglichen Universum, um sich selbst wieder zu entdecken und weiter zu entwickeln.

Und da das eigentliche Leben geistig-energetisch ist, liegt auch der eigentliche Wert in der geistigen Existenzform und nicht in der physischen. Denn die eigentliche, gistig-energetische Existenzform ist real vorhanden und die physiche Welt ist nicht real vorhanden, sondern nur virtuell im Bewusstsein des geistig-energetischen Lebewesens. Dieses Wesen vergisst offensichtlich nach seiner Entstehung die eigentliche Grundlage seiner Existenz – warum auch immer – und identifiziert sich mit den Erscheinungen im Innern seines Bewusstseins, die scheinbar in einer „Außenwelt“ stattfinden. Die Aufgabe besteht nun darin, die Blickrichtung umzukehren, von dem, was gesehen wird, auf den, der sieht – und sich dabei auch tatsächlich mit dem real Sehenden zu identifizieren und nicht mit dem dahinterstehenden, grundlegenden Lebensprinzip (Quelle)!

Das ist die Aufgabe und dabei gibt es zwei Extreme: nämlich der ausschließliche Blick nach vorne auf den Projektions-Inhalt des Bewusstseins (Leinwand im Kino) was der Sicht eines Normalmenschen entspricht. Das zweite Extrem ist der ausschließliche Blick nach hinten auf die Lebensgrundlage (Quelle, Kino) – was der Sicht eines verblendeten Non-Dualisten entspricht. Der richtige Blick geht auf die Ebene dazwischen, auf „den Mann in der Mitte“ – auf das Individuum, das im Kinosaal sitzt, sich der Vorgänge auf der Leinwand bewusst ist, der Tatsache, dass es sich um einen Film handelt – und dass es als Individuum in einem „Kinosaal“ (Quelle) sitzt, in dem das ganze stattfindet. Das ist die einzig richtige Sicht, denn sie umfasst alle Ebenen gleichzeitig. Lässt man nur eine einzige aus, geht man am Sinn seiner Existenz vorbei.

Da das geistig-energetische Lebewesen, das im Innern des Existenzprinzips lebt, die einzige reale Existenz darstellt, hat es demnach auch den einzig real existierenden Wert. Da es sich aber entdecken und entwickeln muss, hat, aus dieser Sicht betrachtet, das Präsenz-Universum und die darin stattfindende, menschliche Existenz, unabhängig von deren Qualität, einen gleich großen Wert! Denn ohne diese beiden wäre die Entwicklung des Inneren nicht möglich.

Zusammengefasst ergibt sich der reale Wert der menschlichen Existenz innerhalb des psychisch-dinglichen Universums aus der Notwendigkeit der Entwicklung des inneren, geistig-energetischen Wesens und ist daher unermesslich groß. Und das, obwohl physische Lebewesen und physisches Universum nur rein virtuell sind, nichts anderes als Erscheinungen im Bewusstsein jedes der real existierenden, geistig-energetischen-individuell-subjektiven Wesen.

Es gibt nicht nur ein inneres Wesen: Jeder Mensch, jedes Erscheinungs-Wesen in der physisch-dinglichen Erscheinungs-Welt ist in Wirklichkeit ein eigenes, individuelles, geistig-energetisches Wesen. Deutlicher: Jedes Erscheinungs-Wesen ist der Ausdruck eines individuellen, real existierenden, geistig-energetischen-Wesens. Noch deutlicher: Es gibt so viele geistig-energetische Individuen, wie es Erscheinungs-Wesen im Erscheinungs-Universum gibt – das gilt für alles, vom Einzeller bis zum Menschen.

Das alles kann und muss ganz klar gesehen werden!

Und wer das nicht kann, sollte sich bemühen, das so sehen zu können, den Blick umzukehren und sich selbst, seine eigene, innere geistig-energetische-Subjektivität zu fühlen – denn sonst lebt und leidet er völlig umsonst…