Was ist Bewusstsein und wer besitzt dieses Bewusstsein?

Bewusstsein ist die Basis des bewussten Seins. Es ist die Wahrnehmung der eigenen Subjektivität, die ununterbrochen durch die internalisierte Aufmerksamkeit bewusst erkannt und verkörpert wird. Auf dieser Basis operierend, kann die Anwesenheit oder Abwesenheit von Gedanken oder externen Objekten ohne jede Abweichung von der eigenen Subjektivität beobachtet werden. Es ist dann völlig klar erkennbar, dass die Grundlage dieser Beobachtung das eigene, subjektive Sein ist und die Art und Weise, wie es funktioniert.

Nur weil ich bin, kann es Bewegung in mir geben. Und wenn ich sage „in mir“, dann meine ich sämtliche Objekte – „innere“ und „äußere“, denn diese Kategorien (innen/außen) sind rein willkürlich geschaffene Bezugspunkte, die sich auf das Vorhandensein des Körpers und seiner Außengrenze stützen. Aber sowohl der Körper, als auch die Welt und Objekte geistiger und energetischer Art sind ganz klar in mir. Wenn ich „schaue“, dann sehe ich alles gleichzeitig von einem Standpunkt aus (von mir) und alles ist gleichzeitig in einem Raum vorhanden (in mir).

Ich bin der (geistige Raum), in dem Bewegung stattfindet, bin aber selbst völlig unbeweglich. Das, was sich in mir bewegt, ist meine eigene, internalisierte Aufmerksamkeit – aber nicht ich selbst. Daraus folgt logisch und beobachtbar, dass ich völlig unabhängig bin von der Anwesenheit oder Abwesenheit irgendwelcher relativen Phänomene und deren relativen Bewegungen. Ich bin buchstäblich vor jedem Ereignis und ich bin völlig leer. Ich bin die Leere, die alles aufnehmen kann, ohne sich dabei jemals zu verändern. Das ist meine zugrunde liegende Wahrheit.

Jetzt kommt die Frage aller Fragen: Wer ist es aber dann, der das alles wahrnimmt und diese Wahrheit erkennt? Es ist nicht das leere und passive Bewusstsein an sich, sondern es ist etwas, das Bewusstsein besitzt: das bewusste Ich (conscious me). Dieses bewusste Ich ist die lebendige und individuelle Einheit, die Bewusstsein zu einem Lebewesen macht, zu einer Seele. Und obwohl dieses Ich – womit nicht die Person gemeint ist – obwohl uns dieses Ich näher ist als alles andere, weil wir es sind – können wir es nicht erkennen. Wir können es nicht erkennen, weil es zwischen dem, was wir sind – dem bewussten Ich – und uns selbst keine Dualität gibt. Ich bin einfach ich selbst – ich bin das bewusste Ich. Viele fragen sich, was Bewusstsein ist – aber keiner schaut auf das, was diese Frage stellt: Wer bin ich? Was ist mit mir? Bin ich reines, passives Bewusstsein oder bin ich der, welcher Bewusstsein besitzt?

Meditation ist nichts anderes, als die Aufdeckung dieser Gegebenheiten und der Beginn der Erkundung meiner wahren Tiefe. Und da diese potentiell unendlich ist, hat die meditative Reise einen Beginn aber kein Ende. Warum bin ich unendlich tief? Weil ich nicht in der Luft hänge, sondern zutiefst verbunden bin mit dem unendlichen Sein (dem Absoluten) und dem universellen Bewusstsein. Letztlich führt diese Reise dahin, das zu erkennen und zu erkunden, was mich „ausgestülpt“ hat und trägt.

Aus dieser Perspektive gesehen, ist es nicht wichtig, den Verstand zu unterdrücken oder zu beherrschen – es ist wichtig zu sehen und zu erkennen, wer das ist, der den Verstand, die Gedanken und die anderen Objekte gewahrt und in dessen Bewusstsein sie existieren. Wer ist das, in dem jede Bewegung entsteht und vergeht und der da ist, auch dann, wenn nichts anderes da ist? Das bin ich.

Die nächsten Fragen lauten dann: In welcher Beziehung stehe ich zum Absoluten Sein und zum universellen Bewusstsein? Ist diese Beziehung dynamisch oder statisch? Wie tief sind meine Wurzeln darin? Wie weit kann ich diese Wurzeln noch vorschieben? Welche Dimensionen gibt es noch, die ich entdecken, erkunden und verkörpern kann? Diese Reise kann nur beginnen – aber niemals enden…

Meine bewusste Beziehung zum absoluten Sein und dem universellen Bewusstsein ist eindeutig dynamisch, denn ich entwickle mich relativ dazu und versuche meine Wurzeln darin einzusenken und immer mehr zu vertiefen. Jemand, der sich nicht kennt, hat keine bewusste Beziehung zum Absoluten, denn weil er sich selbst nicht bewusst kennt, kann er gar keine bewusste Beziehung mit irgend etwas haben.

Wer, basierend auf der unkorrekten und unvollständigen Lehre des Advaita oder Tantra, nur das Ego erkennt und das real existierende, individuelle, wirkliche Ich ignoriert oder leugnet, der landet automatisch in einer leeren, schwebenden Präsenz (Zeuge), die hilflos dem Treiben des Verstandes zusehen muss, weil ihr die Kraft fehlt, damit aufzuhören. Warum fehlt ihr die Kraft? Weil die Präsenz nicht weiß, wer sie ist! Und ohne das Wissen, wessen Präsenz gegenwärtig ist, gibt es niemanden, der etwas dagegen tun kann – daher scheint es so zu sein, als ob die Gedanken einfach so erscheinen, was aber definitiv falsch ist! Mit anderen Worten: Das innere Lebewesen, die Seele, ist sich ihrer eigenen Existenz als Individuum unbewusst – sie erkennt nur eine schwebende Präsenz, weiß aber nicht, dass sie selbst diejenige ist, die präsent ist.

Der Ausweg lautet: Erkenne, wessen Präsenz das ist – wer dem Treiben des Verstandes zusieht. Das können Advaita, Tantra, Mahamudra, Dzogchen, Zen und die restlichen alten, spirituellen Lehrsysteme nicht leisten, denn dort wird diese Frage negiert. Es gibt dort kein lebendiges Wesen, sondern nur die Leere und die Lebenskraft. Nur auf die Leere oder Lebenskraft zu schauen und auf ihre „Realisierung“ und „Befreiung“ reicht aber ganz klar nicht aus – es muss gefragt werden, wer diese Lebenskraft erlebt und sie „befreien“ will. Wird das unterlassen, wird das wahre Individuum ausgeblendet, kann es niemals eine lebendige Beziehung zum Urgrund geben. Weil diese Lehrsysteme das lebendige Wesen leugnen, sind sie selbst starr und tot – und wer ihnen folgt, muss automatisch auch innerlich erstarren und sterben.

Dabei ist es so einfach: Da ist ganz klar jemand, nämlich Du selbst! Diesen Jemand zu leugnen und verächtlich als „Ich-Illusion“ abzutun, ist die größte Dummheit, welche die Selbsterkenntnis jemals hervorgebracht hat! Auch ich bin jahrzehntelang darauf herein gefallen! Und es wird allerhöchste Zeit, dass mit diesem Aberglauben und dieser Ignoranz ein radikales Ende gemacht wird! Aber das kannst nur DU selbst tun, indem DU Dir klar darüber wirst, dass DU als reales, lebendiges und fühlendes Lebewesen existent und präsent bist – und nicht nur eine blinde, unbewusste Lebenskraft oder ein leeres Bewusstsein bist!

DU BIST REAL!