Dzogchen – Rigpa

Ich habe hier eine Beschreibung des Rigpa aus dem Dzogchen gefunden, sie entspricht exakt dem, was ich seit fünf Jahren praktiziere, ohne zu wissen, dass es sich dabei um Dzogchen/Rigpa handelt. Allerdings benutzte ich den inneren Ton (entspricht Nada-Yoga) zum Eintritt in den Zustand, solange, bis er stabil war. Seit etwa einem Jahr hat sich der Zustand stabilisiert und geht von alleine weiter, ohne dass irgend eine Mühe aufzuwenden ist.

Bei mir war es so, dass der erstmalige und auch wiederholte Eintritt in diesen Zustand kein Problem darstellte. Ein paar Minuten konzentriertes Hören auf den inneren Ton (Anahata Nada) und ich wusste, wie sich der natürliche Zustand (Rigpa) anfühlt. Man erkennt ihn daran, dass die Gedanken auf Null reduziert sind und sich ein weiter Raum auftut, in dem Stille und Frieden, zusammen mit einer großen Klarheit erlebt werden. Es war wie ein Nachhausekommen, nach sehr langer Abwesenheit. Siehe auch hier.

Hier zeigt sich wieder einmal, wie das Leben arbeitet. Unbedarfte Geister würden das garantiert „Zufall“ nennen – aber mir ist in den letzten Jahren so oft „von selbst“ über Hindernisse hinweg geholfen worden, dass man das unmöglich so nennen kann. Alleine für diese Erfahrung, bin ich unendlich dankbar, zeigt sie doch, dass unbedingtes Vertrauen in das Leben sich lohnt!


Auszüge aus dem Buch: Das tibetische Buch vom Leben und Sterben

Die Essenz der Meditationspraxis im Dzogchen wird von Dudjom Rinpoche in vier Punkten zusammengefasst:

  • Wenn ein vergangener Gedanke aufgehört hat, und ein zukünftiger noch nicht entstanden ist – gibt es in dieser Lücke nicht ein Bewußtsein des gegenwärtigen Moments: frisch, unberührt, nicht einmal von einer Spur von Konzepten beeinflußt, ein leuchtendes, nacktes Gewahrsein? Nun, das ist Rigpa!
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  • Allerdings bleibt es nicht lange bei diesem Zustand, weil plötzlich ein neuer Gedanke entsteht, oder? Das ist die Eigenstrahlung von Rigpa!
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  • Wenn du diesen Gedanken im Augenblick seiner Entstehung nicht als das erkennst, was er in Wirklichkeit ist, dann wird er zu einem ganz gewöhnlichen Gedanken – wie gehabt. Dies wird die «Kette der Verblendung» genannt und ist die Wurzel von Samsara.
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  • Wenn du aber die wahre Natur des Gedankens erkennst, sobald er entsteht, und ihn einfach sein läßt, ohne ihn weiter zu verfolgen, werden alle entstehenden Gedanken sich einfach von selbst wieder in die große Weite von Rigpa auflösen und befreit sein.

Es liegt auf der Hand, daß es eines ganzen von Übung erfüllten Lebens bedarf, um den gesamten Reichtum dieser vier tiefgründigen und doch einfachen Punkte zu verstehen und zu verwirklichen; und ich kann hier nur einen Vorgeschmack der ungeheuren Weite der Meditation im Dzogchen vermitteln. Der vielleicht wichtigste Punkt ist, daß Dzogchen-Meditation ein ununterbrochenes Fließen von Rigpa wird, so, wie ein Fluß Tag und Nacht ohne Pause dahinströmt. Das ist selbstverständlich ein Idealzustand, denn unabgelenktes Ruhen in der Sicht – nachdem sie eingeführt und erkannt wurde – ist das Ergebnis jahrelanger, unermüdlicher Praxis.

Dzogchen-Meditation versteht auf subtile, doch äußerst kraftvolle Weise mit allem, was im Geist entsteht, umzugehen und betrachtet es aus einem einzigartigen Blickwinkel. Alles wird seiner wahren Natur gesehen: ungetrennt von Rigpa und nicht im Widerspruch dazu, sondern – und das ist äußerst wichtig – tatsächlich als eine „Eigenstrahlung“, die Manifestation seiner eigenen Energie.

Nehmen Sie an, Sie befänden sich in einem Zustand tiefer Stille; häufig währt er nicht sehr lange, weil immer wieder ein Gedanke oder eine Bewegung entsteht wie eine Woge im Ozean. Lehnen Sie die Bewegung nicht ab und hängen Sie auch nicht besonders an der Stille, sondern lassen Sie den Fluß Ihres reinen Gewahrseins einfach weiterfließen. Der allumfassende friedvolle Zustand Ihrer Meditation ist Rigpa, und alles Entstehende ist nichts anderes als die Eigenstrahlung dieses Rigpa.

Dies ist das Herz und die Basis der Dzogchen-Praxis. Bildlich könnte man sich dazu vorstellen, auf den Sonnenstrahlen zurück zur Sonne zu reiten. Sie verfolgen alle geistigen Gebilde augenblicklich zurück zu ihrer Wurzel dem Grund von Rigpa. Wenn Sie die unerschütterliche Stabilität der Sicht wirklich verkörpern, kann Sie, was immer auch entsteht, nichts mehr täuschen oder ablenken, und daher können Sie nie mehr der Verblendung zum Opfer fallen.

Wenn Meditation nur bedeutet, das Fließen von Rigpa nach der Einführung aufrechtzuerhalten, wie können wir dann wissen, wann es sich um Rigpa handelt und wann nicht? Ich habe Dilgo Khyentse Rinpoche diese Frage gestellt, und er antwortete in seiner charakteristischen Einfachheit: «Wenn du in einem unveränderten Zustand bist, dann ist es Rigpa.» Wenn wir den Geist in keinerlei Weise verfälschen oder manipulieren, sondern einfach in einem unveränderten Zustand reinen und unverfälschten Gewahrseins ruhen, dann ist es Rigpa.

Wenn von unserer Seite in irgendeiner Weise Künstlichkeit, Beeinflussung oder Greifen beteiligt sind, dann ist es nicht Rigpa. Rigpa ist ein Zustand, in dem es keinen Zweifel mehr gibt; genaugenommen gibt es keinen Geist mehr, der zweifeln könnte: Sie sehen direkt. Wenn Sie in diesem Zustand sind, steigt zusammen mit Rigpa eine tiefe Gewißheit und natürliche Zuversicht auf, und daran werden Sie ihn erkennen. [Quelle]

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