Frei werden, frei sein, frei bleiben.

Ich finde es wunderbar, einfach so sein zu können und mich ausdrücken zu können, wie ich bin. Endlich traue ich mich, sozusagen „völlig nackt“ aufzutreten – ohne doppelten Boden oder irgendeine Kontrolle. Wenn ich zurück schaue, dann waren es nur Vorstellungen, Gitterkäfige im Kopf, die mich veranlassten, mein Sein – mein Licht – unter den Scheffel zu stellen. Ich hatte die Meinungen und Urteile anderer über mich im Kopf und agierte entsprechend. Das ist beinahe bei allen Menschen der Fall. Hinzu kommen Verhaltensvorschriften, „Political Correctness“, Moralien, Ethik, „Menschlichkeit“ und andere Denk-Kategorien.

Alles das ist künstlich und überflüssig. Jeder Mensch, der frei ist von künstlichen Hemmnissen, ist in der Lage, sich selbst spontan und natürlich genau so auszudrücken, wie es ihm entspricht. Dieser spontane und natürliche Selbstausdruck wird den Menschen aber abgewöhnt. Sie müssen regelgerecht funktionieren, dürfen nur das sagen, was gesellschaftlich erwünscht ist. „Scheiße“ macht man nur versteckt und heimlich auf der Toilette. keinesfalls darf man dieses Wort aussprechen. Das ist nicht nur unfein, sondern regelrecht verpönt. Wer diesen Begriff benutzt – der ja für eine Tätigkeit steht, ohne die kein Mensch überleben könnte – der gilt gesellschaftlich als unmöglich. Gleiches gilt für den Tod! Sterben müssen alle – aussprechen darf das keiner.

Diese Eingrenzungen sind dazu da, den Menschen zu zivilisieren, zu dressieren, abzurichten, gesellschaftsfähig zu machen. Man könnte das noch weiter fortführen – oder man sagt einfach: Das wird gemacht, um die Menschen auf allen Ebenen zu versklaven. Es fängt immer ganz einfach und harmlos an: „Du bist der Dieter!“; „Lach mich doch mal an“; „Wenn Du musst, dann geh bitte auf das Töpfchen“; „Wenn Du etwas haben möchtest, dann sage das Zauberwort: Bitte.“ Und so weiter. Damit gewöhnt man das Kleinkind daran, den elterlichen Befehlen zu folgen, denn wenn es das nicht tut, dann wird es von den Eltern sanktioniert. Das ist eine Erziehung zum Sklaven.

Wären die Eltern echt, dann würden sie sagen: „Mach einfach immer das, was Du willst, was Dir spontan in den Sinn kommt.“ Damit würden sie die Ausdrucksfähigkeit des Kindes nicht begrenzen – es hätte immer sein volles Spektrum und seine ganze Kraft zur Verfügung. Aber genau das ist nicht gewollt. Kraft sollen nur diejenigen haben, die ihre Kraft im Sinne des Systems einsetzen müssen. Alle anderen haben gefällgst nur soviel Kraft zu haben, wie sie für ihre Sklavenarbeit benötigen. Anschließend haben sie sich still zu verhalten.

Genau das sieht man, wenn man sich mit offenen Augen umschaut. Alle sind kraftlos, selbst-unterdrückt, sklavisch den Denk- und Verhaltens-Schemata in ihren Köpfen unterworfen. Beispiele: Praktisch alle Frauen schauen weg, wenn ein Mann sie anschaut. Keiner traut sich, laut auszusprechen, dass er keine fremden Eindringlinge hier haben will. Keiner traut sich, Schimpfworte zu benutzen – oder „Scheiße“ zu sagen. Jeder ist bemüht, stets im gesellschaftlichen Rahmen zu bleiben, in einer angemessenen Lautstärke und ruhig zu sprechen. Keiner schreit einfach mal auf, läuft spontan los, macht einen Purzelbaum, jubelt oder lacht wie ein Kind, macht einfach mal gar nichts, macht mal dies – dann wieder das, verhält sich, wie ihm gerade ist. Kurz: jeder hält den Kopf unten und versucht nicht aufzufallen.

Aber wehe, wenn mal einer aufsteht, so dass sein Kopf und vielleicht sogar die Schultern und der Oberkörper über die Menge herausragen. Das geht mal gar nicht – außer es ist einer, der von der Menge bejubelt wird: schöne und berühmte Menschen, Künstler, Autoren, Politiker… Die dürfen das, denn die sind wie die Massenmenschen – und werden von diesen als Idole verehrt und auf den Thron gesetzt. Aber ein Nichtkonformer wird sofort zurückgezogen – jeder hängt sich an den dran und versucht ihn in den Dreck, die geistige Umnachtung und die sklavische Systemgläubigkeit zurück zu zerren.

Das alles habe ich hinter mir gelassen. Ich bin draußen, bin geistig unabhängig geworden, lasse mich nie wieder von diesen Schmutzfinken in ihren Scheißdreck hineinziehen. Das ist deren Scheißdreck – ich bin frei davon. Das geht aber nur, wie ich erst jetzt erkenne, wenn man von nichts und niemandem abhängig ist. In dem Moment, wenn man nur einen einzigen Menschen braucht – oder meint zu brauchen – sitzt man schon in der Falle und versucht sich so zu verhalten, dass dieser Mensch sich gegenüber einem selbst wohl verhält. Das ist gegenseitige Kontrolle, Einflussnahme und Manipulation. Wie erbärmlich!

Einer, der vollkommen zu sich steht, authentisch ist und sich auch so ausdrückt, der nicht an sich zweifelt und einfach tut, was gerade getan werden will – der ist ganz bei sich und damit ganz beim Leben. So einer ist lebendig, sprüht vor Kraft, auch denn, wenn er kraftlos wirkt und krank ist. Das Leben drückt sich in jeder Sekunde immer wieder neu durch ihn aus, und immer genau so, wie es der Situation entspricht. Und es ist eine Freude, zu erleben, dass das alles aus sich selbst heraus geschieht. Da ist keiner, der etwas steuert – das geschieht einfach.

Und jetzt kann ich das genießen…

Und wie kommt man dahin? Gar nicht – Du bist schon da. Du hast nur einiges an geistigem Gepäck, das Du loswerden musst: Denkschablonen, Verhaltensvorschriften, Moral, Ethik – das sind alles Vorstellungen, was an dir schlecht ist. Das ist das Überflüssige, das Du loswerden musst, denn diese Vorstellungen entfernen Dich von Dir selbst. Dazu musst Du nichts anderes tun, als Dich einfach so anzunehmen, wie Du jetzt bist. Nimm Dich vollständig an, in Deiner ganzen Kleinheit und Größe, Hässlichkeit und Schönheit, Abnormität und Normalität – einfach so, wie Du jetzt bist. Sei einfach der, der Du bist – mehr kannst Du nicht tun.