Im Herbst

Es ist immer wieder erstaunlich, wie Leute darauf kommen, dass es irgendwelche anderen Leute gäbe, die so mächtig sind, dass sie aus sich selbst heraus Änderungen am Wirtschafts- und Politiksystem ihres Landes durchführen können. Dieser Glaube zeigt, dass sie selbst glauben, die Macht und Autorität zu haben, ihr eigenes Leben zu steuern. Fällt dieser Glaube aber aufgrund tiefer Einblicke in die Gesetzmäßigkeiten der eigenen Natur in sich zusammen, kann man nur noch staunen, wie dumm dieser Glaube war.

Überall wimmelt es von verborgenen Eliten, Korrupten, Mächtigen, Lobbyisten – und alle sägen sie am System. Was für ein Wahn! Wer versteht denn, dass das Leben diese Leute benutzt, um genau das durchzuführen, was in jedem Augenblick durchzuführen ist? Zur Zeit steht eben die Zuspitzung der Lage in nahezu allen Systemen und auf allen Ebenen an. Dazu muss das Schlimme noch schlimmer gemacht werden und das unerträgliche noch unerträglicher. Sobald die Zustände völlig untragbar werden und keine Steigerung zum Negativen mehr möglich ist, beginnen die Systeme damit, umzuklappen.

Das, was wir hier im Großen und auf allen Ebenen sehen, ist ein bevorstehender, gewaltiger Umbruch, der sehr viel Erstarrtes neu in Bewegung setzen wird. Die alten Verkrustungen werden abgesprengt, das verfaulte und stinkende wird entsorgt und zum Vorschein kommen neue, frische Ideen und Entwicklungen. Wir sind sozusagen im tiefsten Herbst des aktuellen, großen Zyklus.

Im Herbst stirbt alles ab, damit im kommenden Frühling die Pflanzen wieder austreiben können. Die Erfahrung zeigt, dass der Herbst von alleine kommt, dann der Winter und anschließend der Frühling – das ist immer so. Wenn man aber nach vielen Zeitgenossen geht und konsequent wäre, dann müsste man davon ausgehen, dass verborgene Eliten existieren, welche die Jahreszeiten steuern. Schließlich ist es doch undenkbar, dass so etwas von alleine geschieht – da muss doch jemand sein und wenn es kein Mensch ist, dann vielleicht ein Gott oder Teufel

Jeder sieht, dass die Bäume von alleine wachsen – da zieht keiner oben dran, dass die höher werden. Jeder sieht, dass aus einem menschlichen Spermium und einem Ei ein Kind entsteht. Da fummelt kein Chemiker oder Biologe an einer Retorte herum und überwacht den hochkomplexen Vorgang der Entstehung menschlichen Lebens. Und doch werden die weitaus meisten Kinder gesund geboren.

Wenn die Menschen aber einmal geboren sind, dann behaupten sie, dass sie ihr Leben im Griff haben und alles selbst bestimmen. Die Handlungen des Körpers in der Welt sind doch geradezu simpel, im Vergleich zum hochkomplexen, biologischen, chemischen, physischen und psychischen Hintergrund, den der Körper bildet und der vollautomatisch funktioniert. Wenn der Körper vollautomatisch entsteht, sich entwickelt, verändert, altert und am Ende zerlegt – wieso sollte dann nicht auch die Betätigung des Körpers in dieser Welt genauso vollautomatisch funktionieren?

Glaubst Du kleiner Verstand, der das liest, tatsächlich, dass DU dieses Leben steuerst? Weißt Du nicht, dass selbst die Funktion des Lesens, die Bewegung der Augen, die hochkomplexe Verarbeitung im Gehirn, bis zur Bewusstmachung im Verstand vollautomatisch funktionieren? Du weißt doch überhaupt nichts über die Funktionen des Gehirns – wie kannst Du da glauben, dass du sie steuerst? Du hast ein virtuelles Lenkrad in der virtuellen Hand und tust so, als ob Du daran drehst – mehr kannst Du nicht. Aber das kannst Du nicht annehmen, nicht wahr? Dann wärst Du ja machtlos, sinnlos, überflüssig…

Und in der Tat, der Teil in Dir, der glaubt, der Steuernde und Handelnde zu sein – der ist tatsächlich überflüssig.

Das Beste, das der Verstand erreichen kann, ist die eigene Unfähigkeit anzuerkennen, das Mysterium des Lebens wirklich zu durchdringen. Wenn das geschafft ist, hört er auf, diese Unmengen an sinnlosem Gedankenmüll zu produzieren. Dann lebt er mit dem Leben in Frieden. Akzeptanz der Unfähigkeit ist alles, was nötig ist. Der Verstand kann das Universum (Leben) nicht verstehen, weil das Universum um Größenordnungen größer und komplexer ist und den Verstand und alles andere geschaffen hat. Es reicht aus, wenn der Verstand das annehmen kann und ansonsten die Klappe hält.

Ich weiß, dass das kaum einer lesen will und wird – aber das ist mir egal. Bis vor einigen Wochen weigerte ich mich, so etwas offen zu thematisieren, weil ich dachte, dass es sinnlos wäre. Diese Weigerung war das, was bis vor einigen Wochen gültig war. Aber das hier zu schreiben ist das, was jetzt passiert – und damit ist es richtig. Wäre es falsch, würde es nicht geschrieben werden. Was geschieht ist immer richtig – auch dann, wenn der Verstand laut aufschreit. Ich kann nicht einmal sagen, was die Veränderung hervorgebracht hat und warum es jetzt richtig ist, das zu schreiben und vorher nicht. Es ist einfach so, mehr weiß ich nicht darüber.

Nachtrag zwei Stunden später: Es ist verblüffend, wie es immer wieder auf das Thema Selbsterkenntnis zusteuert. Selbst wenn das Ursprungsthema scheinbar gar nichts damit zu tun hat, kommt immer wieder dieses Thema hoch. Das zeigt mir, dass es hier nicht um irgendwelche Systeme oder um Aufklärung geht – sondern darum, die Wahrheit in der Art darzustellen, wie sie diesem Körper hier entspricht. Wer die Wahrheit kennt, der weiß auch, dass es gar nichts gibt, das nichts damit zu tun hat, denn: Alles ist ein Ausdruck der einzig existierenden Wahrheit.

Nochmal eine Stunde später: Ich bin ein Depp! Meine eigene Ausprägung, Ausrichtung und Weltsicht – die sich ganz klar gewandelt hat – ist die Ursache dafür, dass das Thema Selbsterkenntnis immer wieder hier hochkommt. Dieses Thema beherrscht vollkommen mein Leben – es gibt gar nichts anderes mehr, als das. Ich sehe alles in diesem Kontext, durch diese Brille und das zeigt sich natürlich dann auch in meinen Äußerungen.

Der Körper ist ein Instrument, durch das die Lebenskraft in dieser Welt wirkt – und so, wie der Körper beschaffen ist, so ist sein Ausdruck. Man kann das so verstehen: Wenn einer einen Pinsel in rote Farbe taucht, dann ist die Eigenschaft (oder der Ausdruck) des Pinsels, alles rot zu färben, worüber er gestrichen wird. Nimmt man eine andere Farbe – zum Beispiel blau – dann wird der Pinsel alles blau einfärben. Der Körper ist der Pinsel und die geänderte Ausrichtung und Weltsicht ist die Farbe. Ganz einfach zu verstehen.